Bühl Abt. Altschweier

MEINE HEIMAT

Einsatznachsorge

FUNKTION

8 Jahre

ENGAGEMENT

Ingenieurin

BERUF

STEFANIE M.

MEINE
GESCHICHTE

Ich engagiere mich im Dorf relativ viel und mache auch Jugendarbeit, da wurde ich mal gefragt, ob ich nicht auch zur Feuerwehr möchte. Ich habe dann noch ein paar andere Mädels zusammengesucht, die mit mir in die Wehr sind, aber mittlerweile bin ich als einzige der Gruppe geblieben. Ich selbst habe Maschinenbau studiert, da sind für mich also auch die Geräte in der Feuerwehr spannend.

Zum Einsatznachsorgeteam bin ich während meiner Feuerwehrlaufbahn gekommen. Seit der Gründung 2020 wird das Team stetig ausgebaut und immer besser angenommen. Nach außen hin wirken Feuerwehrleute in ihren Uniformen oft hart, doch viele von uns haben einen weichen Kern. Gerade dann ist es besonders wichtig, über das Erlebte zu sprechen, damit eine Verarbeitung stattfinden kann.

Das Besondere am ENT ist, dass wir uns sehr gut in viele Situationen hineinversetzen können, da wir den Feuerwehralltag bereits aus unseren eigenen Erfahrungen kennen.

„Auch Retter brauchen manchmal Hilfe. Dafür sind wir da.“

Ich engagiere mich im Dorf relativ viel und mache auch Jugendarbeit, da wurde ich mal gefragt, ob ich nicht auch zur Feuerwehr möchte. Ich habe dann noch ein paar andere Mädels zusammengesucht, die mit mir in die Wehr sind, aber mittlerweile bin ich als einzige der Gruppe geblieben. Ich selbst habe Maschinenbau studiert, da sind für mich also auch die Geräte in der Feuerwehr spannend.

Wenn man mal darüber nachdenkt, ist es einfach wichtig, dass es das gibt. Früher war es in der Feuerwehr in meinem Ort das Problem, das es zu wenig Leute gab. Wenn das einschlafen würde, wäre es schon schwer, zurechtzukommen – also so, dass man den Menschen auch richtig helfen kann.

ENT steht für Einsatznachsorge-Team. Wir bieten Unterstützung und Nachsorge für Einsatzkräfte selbst, damit belastendende Einsatz-Situationen verarbeitet werden können, beispielsweise nach heftigeren Unfällen wie einem Verkehrsunfall oder einem großen Brand mit Verletzten. Im ersten Moment kann es vorkommen, dass man denkt: „Das muss ich abkönnen“ – aber manchmal bleibt eben trotzdem etwas hängen. Das kann direkt an der Einsatzstelle vorkommen, dass es jemandem zu nahe geht und er Gesprächsbedarf hat. Aber sonst sind wir auch später am Abend oder an einem anderen Tag verfügbar. Manchmal kommt es vor, dass Dinge im Einsatz schieflaufen oder es Schuldzuweisungen gibt – auch wenn das nicht vorkommen sollte. Da ist es dann doch nochmal etwas anderes, ob man mit einem Psychologen spricht, oder mit jemandem, der selbst bei der Feuerwehr ist und einfach ein ganz anderes Verständnis dafür hat.

Für den Landkreis Rastatt gibt es das ENT seit 2020. Mittlerweile sind wir ungefähr 20 Leute.

Am Anfang wurde das nicht so richtig angenommen. Oft gibt es hier die Einstellung, dass man als Feuerwehrfrau oder -mann mit jeder Situation umgehen können muss. Aber mittlerweile gibt es doch einige, die auf uns zukommen und unsere Arbeit wertschätzen.

Als Beispiel fällt mir hier eine Freundin ein, mit der ich in der Ausbildung war. Sie hatte 25 Jahre nach dem einem Verkehrsunfall immer noch damit zu kämpfen. So etwas zu verhindern, ist extrem wichtig. Wenn du jeden Einsatz, der dich beschäftigt, jahrelang mit dir rumträgst, dann geht es irgendwann nicht mehr. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Einsatzkräfte langfristig fit bleiben – körperlich wie psychisch.

Wenn der Melder nachts für das ENT losgeht, bedeutet das ja, dass jemand in einer brenzligen Situation ist. Das ist dann Motivation genug, dass man dieser Person direkt helfen möchte.

Da wir vom ENT noch sehr frisch sind, ist das eine große Anspannung. Zu anfangs weiß man nicht über die genaue Situation oder das genaue Problem Bescheid, das macht die Sache dann doch etwas aufregend.

Als ich relativ frisch dabei war, ist jemand mit seinem Traktor in den Reben verunglückt. Die Person hat sich mitsamt Traktor überschlagen, hatte aber die Überrollbügel nicht am Traktor. Auf dem Weg zur Unfallstelle haben wir im Auto ganz normal geredet und etwas gescherzt. Ich bin vor Ort zu anfangs gar nicht ausgestiegen, sondern nochmal zurückgefahren. Dort haben wir das Fahrzeug gewechselt und IBC-Container mitgenommen, um das ausgelaufene Spritzmittel zu beseitigen. Wieder vor Ort sind wir zu zweit mit einem Container zu den Reben gelaufen. Ich habe dann die Schleifkorbtrage mit einem schwarzen Sack gesehen. Erst da hatte ich verstanden, dass die Person den Unfall nicht überlebt hat. Am Tag danach sind wir ins Zeltlager gefahren und ich war total durcheinander. Jetzt wo ich weiß, dass es so etwas wie das ENT gibt, hätte ich mir gewünscht, dass ich nach diesem Vorfall mit jemandem hätte sprechen können.

Nach der Probe treffen wir uns immer, die Gemeinschaft ist einfach extrem gut. Ich wüsste, wenn ich etwas brauche, könnte ich jeden fragen. Egal wie klein oder groß das Anliegen ist.

Beim ENT kommt es auf das Einfühlungsvermögen an. Zudem muss man auch damit umgehen können, was einem erzählt wird. Da kann man sich selbstverständlich auf die anderen im ENT-Team stützen, falls es einem selbst zu viel wird.